Vortrag bei der European String Teachers Association (ESTA) 2024 in Filderstadt.
Dogmen und Tabus begleiten den Menschen beim Hineinwachsen in die Gesellschaft.
Lernt er an der Musikschule Kontrabass, wird sich das nicht grundlegend ändern: "Stell Dich gleichmäßig auf beide Füße!“ hört er zum Beispiel in der ersten Bassstunde (Lehrplan Kontrabass des Verbandes deutscher Musikschulen, S. 26) und einige Wochen später bestimmt: „Nimm nicht den 3. Finger!“ (Der traditionelle Fingersatz ist in den unteren Lagen auf „1, 2 und 4“ beschränkt.)
Ge- und Verbote haben ihre Berechtigung- auch in der Pädagogik. Mein Beitrag möchte allerdings für einen pragmatischen Umgang mit ihnen plädieren, denn jugendliche Neugier, Wissbegierde und die Freude am selbstgesteuerten Lernen werden mit jedem „Mach das so und nicht anders“ geschwächt.
Ausgehend von meinen positiven Erfahrungen mit alternativen Techniken und unter Berufung auf die Reformpädagogik der Zwischenkriegszeit möchte ich deshalb die Frage zur Diskussion stellen:
Ist es beim Lernen überhaupt nützlich, Fehler zu vermeiden?